NSU-Prozess: VVN Bayern solidarisch mit Opfern des Nagelbomben-Anschlags Keupstraße

geschrieben von Renate Hennecke, Landessprecherin der VVN-BdA Bayern

6. Februar 2015

Die VVN-BdA Bayern beteiligte sich an der Solidaritätskungebung vor dem Justiz-Gebäude am 20.01.2015. Hier der Redebeitrag von Renate Hennecke, Landessprecherin der VVN-BdA Bayern.

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde aus Köln, die Ihr die ganze Nacht gefahren seid, um Eure Angehörigen, Eure Freunde und Nachbarn nicht allein zu lassen, wenn sie heute in diesem Gerichtsgebäude als Nebenkläger Anklage erheben und als Zeugen aussagen,
liebe Teilnehmer aus Berlin, aus Nürnberg, aus vielen anderen Städten, aus München, die Ihr ebenfalls heute hergekommen seid, um Eure Solidarität mit den Betroffenen des Nagelbombenanschlags in der Kölner Keupstraße und mit allen Opfern der NSU-Anschläge zu zeigen,
ich überbringe Euch Grüße der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten, einer Organisation, die es seit 1947 gibt. Sie wurde von Menschen gegründet, die von den Nazis mit aller Grausameit verfolgt wurden,
− weil sie angeblich nicht die richtige Abstammung, die richtige politische Meinung, die richtige Religion hatten,
− weil sie sich nicht vorschreiben lassen wollten, was sie zu denken, welche Musik sie zu hören und wen sie zu lieben hatten,
− weil sie keine Herrenmenschen und keine Welteroberer sein wollten.
Nach der Befreiung 1945 machten sie sich voller Hoffnung an die Arbeit, um den Nazismus mit seinen Wurzeln zu vernichten und eine „neue Welt des Friedens und der Freiheit“ aufzubauen.
Ein solcher Wunsch gilt hierzulande als staatsgefährdend, und die Feststellung „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen“ führt, zumindest in Bayern, zur Beobachtung durch den Verfassungschutz, der hier plötzlich ganz eifrig wird. Unsere Klage gegen die Diffamierung der VVN im bayerischen Verfassungsschutzbericht wurde kürzlich vom Verwaltungsgericht abgewiesen.
Der Satz ist trotzdem wahr: Faschismus ist ein Verbrechen! Und der Wunsch nach einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit lässt sich nicht ausrotten.
Zu Frieden und Freiheit gehört Solidarität.
Ihr setzt mit Eurem Hiersein ein großartiges Zeichen der Solidarität. Dafür möchte ich Euch herzlich danken. Denn solche Zeichen sind wichtig für uns alle. Die Entsolidarisierung, die wir in der Gesellschaft erleben, macht Angst und lähmt. Entsolidarisierung und Rassismus gehören zusammen.
Wenn wir dann hören, man müsse die Ängste und Sorgen der Entsolidarisierer, die gegen Flüchtlinge, gegen Muslime, gegen Ausländer auf die Straße gehen, ernst nehmen, dann fragen wir:
Wann werden endlich die Ängste und Sorgen der Menschen ernst genommen, die von Nazis und anderen Rassisten bedroht werden?
Wann wird der Wunsch nach Frieden, Freiheit und Solidarität bei uns so stark, dass er ernst genommen werden muss?
Ihr von der Keupstraße habt es geschafft, der Entsolidarisierung Widerstand zu leisten und Euch solidarisch zusammenzuschließen: Für eine Gesellschaft ohne Rassismus!
Wir danken Euch dafür. Wir wollen heute mit Euch gemeinsam einen Tag des Kampfes für dieses Ziel begehen, und wir wünschen Euch und uns allen, dass es in diesem Sinne ein guter Tag wird.