Hilde Kaim hat uns für immer verlassen
23. Juni 2015
Hilde Kaim, langjährige Vorsitzende der VVN-BdA Bamberg und Mitglied des Landesvorstands, ist im Alter von 92 Jahren verstorben.
Die Kreisvereinigung widmete ihr folgenden Nachruf:
Hildegard (Hilde) Kaim (geb. Hegmann) war gebürtige Bambergerin (1923). Ihre Kindheit und Jugend verbrachte sie in Ludwigshafen.
Erzogen in einem katholischen Elternhaus, weigerte sie sich, dem BdM beizutreten und blieb stattdessen ihrer 1938 verbotenen katholischen Jugendgruppe trotz Vorladung und längerem Verhör durch die Gestapo treu.1943 ließ sie sich aufgrund der Kriegswirren nach Bamberg versetzen, wo sie als eine der wenigen Nichtmitglieder der NSDAP am Oberlandesgericht als Gerichtssekretärin arbeitete. 1944 wurde sie darüber hinaus zu Arbeiten in der Bamberger Reichswehrkaserne zwangsverpflichtet.
Ab Januar 1946 wurde Hilde als parteilich Unbelastete im „Prüfungsausschuß für Wiederverwendungsanträge“ eingesetzt, wo bereits ihr späterer Ehemann Adam Kaim tätig war. Zusammen mit ihm arbeitete sie dann als Protokollantin in der Spruchkammer 1 der Stadt Bamberg. Dort musste sie sehr schnell erkennen, wie ehemalige NSDAP-Mitglieder wieder in ihre alten Stellungen gehievt wurden. Deshalb trat sie aus Protest bereits zu Beginn des Jahres 1948 zusammen mit Adam Kaim von der Tätigkeit in der Spruchkammer zurück.
Über dreißig Jahre führten die Eheleute Kaim ein Möbelgeschäft in Bamberg.
1966 trat Hilde der VVN in Bamberg bei. Seit 1967 bis zur Jahrtausendwende war sie mit kurzzeitigen Unterbrechungen als Kreisvorsitzende, zeitweise auch im Landesvorstand der VVN/BdA tätig. 1987 erhielt sie aus der Hand des damaligen Präsidenten der VVN/BdA , dem katholischen Geistlichen Dr. Joseph C. Rossaint in Würdigung ihrer politischen Verdienste in Frankfurt die Ehrenurkunde der VVN mit dem Text: „Hilde Kaim hat das gesellschaftliche Ansehen und den politischen Einfluß der VVN-BdA gemehrt, indem sie engagiert und unermüdlich das antifaschistische Vermächtnis der NS-Verfolgten vertreten hat, … Sie ist eine entschiedene Kämpferin für Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit.“
Besondere Verdienste erwarb sich Hilde Kaim in der Stadt Bamberg durch ihr entschiedenes Auftreten gegen die HIAG, ihr langjähriges Engagement gegen die Ehrung des Zwangsarbeiterhalters Messerschmitt, gegen die Akzeptanz der sog. „Republikaner“ in Bamberg und für ihren Widerstand gegen alte und neue Nazis. Ihrer Initiative ist auch die Gedenktafel für die NS-Verfolgten am Alten Rathaus zu verdanken.
Mehrere Jahrzehnte kämpfte sie engagiert gegen die Nennung der VVN/BdA in den bayerischen Verfassungsschutzberichten und damit zugleich für die Rehabilitierung aller Naziopfer.
Für ihr Engangement wurde Hilde Kaim von der Stadt Bamberg mit der Stadtmedaille geehrt. Sie war Ehrenvorsitzende der VVN-BdA Bamberg.
Hilde Kaim musste ihre letzten Lebensjahre zwar im Rollstuhl verbringen, für die VVN/BdA engagierte sie sich jedoch bis zum letzten Tag. Sie schlief am 09. Juni 2015 friedlich ein.
Hilde Kaim ist in ihrer aufrechten Haltung gegen Faschismus für uns alle ein großes Vorbild.
Wir danken Ihr dafür. Die VVN/BdA in Bamberg war von ihrem Denken und Handeln geprägt und wird in ihrem Sinn weiterarbeiten.