Paris – Boulevard St. Martin No. 11 – Aus den Memoiren von Peter Gingold
8. Oktober 2011
Paris – Boulevard St. Martin no. 11 Ein jüdischer Antifaschist und Kommunist in der Résistance und der BundesrepublikSo der Titel der Lebenserinnerungen des 2006 verstorbenen Widerstandskämpfers Peter Gingold. Im Rahmen einer Veranstaltungsreihe lesen Gingolds Tochter Sylvia Gingold und Dr. Ulrich Schneider, Generalsekretär der Fédération Internationale des Résistants (FIR)und Bundessprecher der VVN-BdA aus dem Buch.
Peter Gingold, geboren im Kriegsjahr 1916 in Aschaffenburg, wuchs in einer neunköpfigen jüdischen Familie in Frankfurt am Main auf. Als 14-Jähriger im ersten Lehrjahr ging er zur Gewerkschaftsjugend und beteiligte sich von Anfang an am Widerstand gegen die Nazis. Im Sommer 1933 emigrierte die Familie nach Paris. Peter Gingold erlebte den Existenzkampf und die Angst der Emigranten vor Abschiebung. Nach der Besetzung Frankreichs durch die deutsche Wehrmacht im Mai 1940 schloss er sich mit seiner Frau Ettie dem französischen Widerstand an. In Dijon sollte er deutsche Soldaten zu Kapitulation und Aufgabe bewegen. 1942 wurden zwei seiner Geschwister von Paris aus nach Auschwitz deportiert. Im Frühjahr 1943 wurde er selber verhaftet und gefoltert bis er den Fängen der Gestapo durch eine unglaubliche Flucht entkam. Im August 1944 nahm er am Pariser Aufstand teil. Das Kriegsende erlebte er bei den Partisanen der italienischen Resistenza in Turin.
Zurück in Deutschland kämpfte er für einen politischen Neuanfang. Doch dann mussten er und seine Familie fast zwei Jahrzehnte erneuter Verfolgung, Ausbürgerung und Berufsverbot erfahren.Bis zuletzt bekämpfte er die Anmaßungen der für Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantwortlichen IG Farben. Peter Gingold starb am 29. Oktober 2006. Für seine Verdienste um die Befreiung Frankreichs von der deutschen Besatzung hat die Französische Regierung Peter Gingold mit dem Befreiungsorden ausgezeichnet.
Lesungen aus „Paris – Boulevard St. Martin No. 11“ finden statt am 17. Oktober in Bamberg, am 18. Oktober in Hof, am 19. Oktober in Regensburg, am 20. Oktober in Freising und am 21. Oktober in Würzburg. Die Einzelheiten fonden Sie unter Termine.