Trauer um Max Mannheimer
25. September 2016
Max Mannheimer,Auschwitz-Überlebender, Zeitzeuge und Freund der VVN-BdA, ist im Alter von 96 Jahren verstorben. VNN-BdA-Landessprecherin Renate Hennecke: „Wir werden Max Mannheimer als unermüdlichen Kämpfer gegen das Vergessen und gegen das Wiederaufkommen faschistischen Ungeistes in Erinnerung behalten.“
Wir dokumentieren im Folgenden die Nachrufe der KZ-Gedenkstätte Dachau und des DGB Bayern.
Pressemitteilung der KZ-Gedenkstätte Dachau:
Trauer um Max Mannheimer (1920-2016)
Am 23. September 2016 ist Max Mannheimer mit 96 Jahren gestorben. Die KZ-Gedenkstätte Dachau trauert um einen Mann, der sich wie kein Zweiter mit seiner ganzen Person eingebracht hat, um gegen das Vergessen anzukämpfen und gleichzeitig als Versöhner aufzutreten. 1985 berichtete der am 6. Februar 1920 im mährischen Neutitschein (Nový Jičín) geborene Max Mannheimer erstmals in einem Beitrag für die „Dachauer Hefte“ über seine Verfolgungsgeschichte und die anschließende Haft in den Konzentrationslagern Theresienstadt, Auschwitz, Warschau und Dachau.
Der Verlust fast seiner gesamten Familie hat Max Mannheimer tief geprägt. Die traumatischen Erinnerungen holten ihn immer wieder ein. Ab den 1950er Jahren gelang es ihm durch seine künstlerische Tätigkeit, den quälenden Gedanken zu entgehen. Unmittelbar nach dem Krieg hatte Max Mannheimer vor, Deutschland zu verlassen. Jahre später wurde es seine Lebensaufgabe, öffentlich gegen Rechtsradikalismus und Antisemitismus zu kämpfen. Im Erinnerungsdiskurs wurde er zu einer zentralen Instanz. Unermüdlich engagierte er sich seit den 1980er Jahren als Zeitzeuge für die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus. „Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschah. Aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon.“ Bei seinem unermüdlichen Einsatz als Zeitzeuge ging Max Mannheimer nicht als Richter oder Ankläger in die Schulen, sondern als Aufklärer, Schuldzuweisungen an die nachfolgenden Generationen waren ihm fremd. Max Mannheimer engagierte sich in der Lagergemeinschaft Dachau und blieb von 1988 bis zu seinem Tod deren Vorsitzender. Gleichzeitig war er der Vizepräsident des Internationalen Dachaukomitees.
In der Gedenkstätte Dachau herrscht tiefe Trauer. „Seine Bemühungen um die KZ-Gedenkstätte Dachau, sein unermüdliches Engagement um die Errichtung des Jugendgästehauses in Dachau, seine Tätigkeit für den Verein „Gegen Vergessen für Demokratie“ und nicht zuletzt seine ganz persönliche liebenswerte und doch auch hartnäckige Art, mit der es ihm gelang, seine Vorhaben durchzusetzen, werden uns immer in Erinnerung bleiben. Die Gedenkstätte und ihre Mitarbeiter trauern um einen guten Freund.“, so die Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau, Dr. Gabriele Hammermann.
Mit vielen Auszeichnungen wurde Max Mannheimer für seine Tätigkeiten geehrt: 1993 erhielt er den „Chevalier de la Légion d´Honneur“ der Republik Frankreich, 1994 den „Waldemar-von-Knoeringen-Preis“ der Georg- von- Vollmar Akademie, 2000 die Ehrendoktorwürde der Ludwig-Maximilians-Universität München, 2008 den Wilhelm-Hoegner-Preis der SPD-Landtagsfraktion, 2012 den Karlspreis der Sudetendeutschen Landsmannschaft und im selben Jahr das große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. 2010 wurde das Studienzentrum des Dachauer Jugendgästehauses nach ihm benannt.
Sein Tod wird eine große Lücke reißen. Unsere Gedanken sind auch bei seiner Familie und seinen Weggefährten und Freunden.
DGB Bayern
PM Nr. 53 // München, 25. September 2016
Der DGB Bayern trauert um Max Mannheimer
„Wir trauern um Max Mannheimer. Er war alt an Jahren, aber bis zum Schluss jung im Herzen. Mit ihm verlieren wir einen solidarischen, aufrechten Menschen und einen der bedeutendsten Zeitzeugen im Kampf gegen das Vergessen der Nazi-Zeit. Dieser Verlust ist noch gar nicht zu ermessen“, zeigte sich der bayerische DGB-Vorsitzende Matthias Jena betroffen vom Tod Mannheimers. „Max Mannheimer war immer da, wenn wir ihn brauchten, bei unzähligen Veranstaltungen des DGB Bayern und der DGB-Jugend, bei Gesprächen und Gedenkveranstaltungen. Ihm gelang es, klare Positionen gegen Neonazismus, Rassismus, Antisemitismus und Nationalismus zu formulieren ohne den berühmt berüchtigten erhobenen Zeigefinger, sondern schlicht durch seine natürliche Autorität.“, so Jena. „Wir werden Max Mannheimer bei den seit 1952 stattfindenden Gedenkveranstaltungen des DGB zur Erinnerung an die Pogromnacht im November diesen Jahres würdigen. Er hat mehr als das verdient, er war einzigartig“, so Jena abschließend.
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Verantwortlich:
David Schmitt
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