DGB: „Kein Platz für Rechtsextremismus und Antisemitismus in unserer Gesellschaft“

geschrieben von Dr. Guido Hoyer

4. November 2013

Seit 1952 erinnert die DGB-Jugend Bayern  mit einer Gedenkfeier im ehem. Konzentrationslager Dachau an die Verbrechen der Nationalsozialisten und gedenkt der Opfer der Novemberpogrome 1938.  Auf  der diesjährigen Gedenkveranstaltung sprachen die stellv. DGB-Bundesvorsitzende Elke Hannack und die bayerische  Bezirksjugendsekretärin Astrid Backmann.GedenkfeierDGB-Jugend_0001Astrid Backmann verwies in ihrer Begrüßung auf Studien, die belegen, dass sich menschenfeindliche Einstellungen in der „Mitte der Gesellschaft“ fänden. So sei ein Nährboden für die sehr aktive bayerische Neonaziszene vorhanden. Daher gelte für die DGB-Jugend, dass „die kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit … auch immer mit der Frage verbunden (sei), welche Erfahrungen wir daraus für die Gestaltung unserer Zukunft ziehen können.“ 

Die DGB-Jugend Bayern fordere deshalb ein Verbot der NPD, des „Freien Netz Süd“ und der sonstigen Neonazi-Gruppen.

Elke Hannack, seit 1. Juni 2013 stellvertretendene DGB-Bundesvorsitzende, erinnerte in ihrer Gedenkrede auch an das Verbot der Gewerkschaften vor 80 Jahren:

Wir Gewerkschaften haben vor 80 Jahren eine der größten Niederlagen erlitten. (…) Viele Gewerkschafter wurden, sofern sie nicht schon untergetaucht waren, verhaftet oder in Konzentrationslager verschleppt, gefoltert und ermordet. Die Gewerkschaften waren als politische Gegenstimme ausgeschaltet. Die Nazis trieben damit ein Stück ihrer gewollten Gleichschaltung voran. Der Grund, warum die Gewerkschaften damals nicht die Kraft hatten, sich zu wehren, war das Versagen der Organisationen selbst, ihr strukturelles Problem. Die deutschen Gewerkschaften waren seit Jahren zersplittert, tiefe weltanschauliche Gräben trennten sie und sorgten dafür, dass sie sich nicht als durchsetzungsstarke Organisationgegen die Nazis stellen konnten. Sie waren sich  selbst die größten Feinde.

Die Lehre aus der Zerschlagung der Gewerkschaften im Mai 1933 müsse sein:

Es darf uns nie wieder der Moment ereilen, indem wir durch eigene Zersplitterung ohnmächtig sind. Wir tragen eine besondere Verantwortung, dass wir als Gewerkschaften unseren Beitrag zu einer friedlichen und demokratischen Gesellschaft
leisten.

„Aktuelle Ereignisse, die einen aufhorchen lassen“ seien das Fehlverhalten der Ermittlungsbehörden im Fall der NSU-Morde und die Verdächtigung der Familienangehörigen der Opfer gewesen.

Die neue aufgetretene Partei „Alternative für Deutschland“ habe „gerade im Osten dieser Republik (…) mit fremdenfeindlichen und „nationalen“ Programmen um die Gunst der Wähler“ geworben.

Zusammenfassend mahnte die stell. DGB-Bundesvorsitzende:

Geschichte ist weder einfach „zu bewältigen“ noch „zu überwinden“. Sie ist Voraussetzung der Gegenwart und ihr Umgang bestimmt auch ganz wesentlich die Zukunft eines Landes. Es ist unsere Pflicht, die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus aufrecht zu erhalten. Und vor allem ist es unsere Pflicht, nicht aufzuhören, diesen Teil unserer Geschichte weiter in den Köpfen der Menschen zu vergegenwärtigen. (…)  Die Zahl derjenigen, die persönlich ihre Geschichte erzählen können, werden mit Fortlauf der Zeit naturgemäß weniger. Darum ist die nachgeborene, jüngere Generation darauf angewiesen, dass wir ihr vermitteln, was damals geschehen ist. Nicht nur das, es ist unsere Aufgabe, historisches Wissen und emotionale Betroffenheit so zu vermitteln, dass sie eine Beziehung zur Gegenwart herstellen können und für politische Verantwortung bereit sind. Wir müssen auch in der Zukunft dafür Sorge tragen, dass rechtsextremes, antisemitisches Gedankengut in unserer Gesellschaft und insbesondere in der Politik keinen Platz hat.

Den Redetext von Elke Hannack können Sie hier nachlesen: Rede Elke Hannack 03112013 Dachau