Hugo und Hermann Höllenreiner feiern 80. Geburtstag – Ehrung durch VVN-BdA Bayern

geschrieben von Dr. Guido Hoyer

18. Oktober 2013

Die VVN-BdA Bayern ehrte im Rahmen ihrer Landesmitgliederversammlung in Dachau Hugo und Hermann Höllenreiner, die in diesen Tagen ihren 80. Geburtstag feiern können.

v.l.n.r.: Hugo Höllenreiner, Ernst, Grube, Hermann Höllenreiner

Die beiden Zeitzeugen, die den Völkermord an den Sinti und Roma überlebt haben und heute in Ingolstadt bzw. in der Nähe von Mühldorf am Inn leben, sind Mitglieder der VVN-BdA.

Hermann Höllenreiner wurde im März 1943 als neunjähriges Kind zusammen mit seiner Familie von München in das sog. „Zigeunerlager Auschwitz“  verschleppt, als weitere Leidenstationen folgten die Konzentrationslager Ravensbrück und Sachsenhausen bei Berlin.  Auf einen Todesmarsch gelang ihm die Flucht.

Befreite französische Kriegsgefangene nahmen sich des völlig entkräfteten Kindes an und nahmen Hermann Höllenreiner, dessen Identität ungeklärt war, nach Frankreich mit und drängten ihn, seine deutsche Herkunft zu verbergen, denn „die Deutschen werden gehasst“. Eine Familie in Paris nahm ihn auf. Erst im Dezember 1946 konnte er zu seiner Familie zurückkehren, nachdem seine Häftlingsnummer auf dem Arm entdeckt und seine Angehörigen vom Internationalen Suchdienst  Bad Arolsen ermittelt worden waren.

Hugo Höllenreiner, ein Cousin von Hermann, in München-Giesing aufgewachsen, wurde ebenfalls mit seinen Angehörigen 1943 nach Auschwitz deportiert. Dort wurde der Neunjährige vom SS-Arzt Josef Mengele in brutalen medizinischen Experimenten gequält.

Nach Auschwitz musste Hugo Höllenreiner  noch die Konzentrationslager Ravensbrück, Mauthausen in Oberösterreich und Bergen-Belsen durchleiden, bevor er befreit wurde.

Cornelia Kerth, Bundesvorsitzende der VVN-BdA

Zur Ehrung der beiden Zeitzeugen hatten sich Cornelia Kerth, Bundesvorsitzende der VVN-BdA aus Hamburg, die Landessprecherinnen der bayerischen VVN-BdA, Renate Hennecke und Mastaneh Ratzinger, zahlreiche Landesvorstandsmitglieder und ca. 60 Mitglieder der Organisation im Max-Mannheimer-Studienzentrum Dachau eingefunden.

Peter Poth, GEW Regensburg, zeigte Ausschnitte aus dem bewegenden Film „Dui Roma – Zwei Lebenskünstler“ über Hugo Höllenreiners Leiden in Auschwitz und die Vertonung von Höllenreiners Erinnerungen durch den jungen Wiener Komponisten Adrian Gaspar.

Anschließend las Helga Hanusa aus dem Buch „Mano – der Junge, der nicht wusste, wo er war“ von Anja Tuckermann, das die Leidensgeschichte von Hermann Höllenreiner schildert.

Die Würdigung der Jubilare nahm der langjährige Landessprecher der bayerischen VVN-BdA, Ernst Grube, Zeitzeuge und Überlebender des Holocaust, vor. Er verwies in seiner Rede u. a. auf die auch nach 1945 anhaltende Diskriminierung der Sinti und Roma in Deutschland, etwa durch das in den 50er Jahren vom bayerischen Landtag verabschiedete Landfahrergesetz oder das Urteil des Bundesgerichtshofs von 1956, wonach „nicht die Rasse als solche, … sondern die … asozialen Eigenschaften der Zigeuner“ Grund der Verfolgung  der Sinti und Roma durch die Nazis gewesen seien.

Mittlerweile aber habe sich die Situation verändert. Auch wenn in manchen Bevölkerungskreisen immer noch ein latenter Antiziganismus vorhanden sei, so seien Hugo und Hermann Höllenreiner doch geschätzte Gesprächspartner und Zeitzeugen, die besonders die Jugend bewegen.