Keine neuen Berufsverbote – Sofortige Einstellung von Lisa Poettinger in den Vorbereitungsdienst für das Lehramt an Gymnasien in Bayern
25. September 2025
Landesvorstand der VVN-BdA e.V. Bayern fordert:
Keine neuen Berufsverbote – Sofortige Einstellung von Lisa Poettinger in den Vorbereitungsdienst für das Lehramt an Gymnasien in Bayern
Der Landesvorstand des Landesverbands Bayern der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten protestiert gegen das faktische Ausbildungsverbot für die Lehramtsstudentin Lisa Poettinger und fordert die sofortige Zulassung zum Referendariat für das Lehramt an Gymnasien in Bayern.
Unter den Frauen und Männern, die vor fast 80 Jahren nach dem Ende der Naziherrschaft auch in Bayern die VVN als überparteiliche Organisation ehemaliger NS-Verfolgter gegründet hatten, waren auch viele, welche im April 1933 die „Säuberung“ des öffentlichen Dienstes von Juden, „Marxisten“ und anderen „Staatsfeinden“ erleiden mussten. Nie wieder sollten im neu gegründeten demokratischen Bayern solche Ausgrenzungen Wirklichkeit werden; das sollte die Bayerische Verfassung, an der viele NS-Verfolgte mitwirkten, garantieren.
Undenkbar wäre es damals gewesen, kapitalismuskritische Positionen als „verfassungsfeindlich“ zu diffamieren. So begründete der CSU-Abgeordnete Alois Schlägl die wirtschaftspolitischen – und gegen „Profitmaximierung“ gerichteten – Artikel der Bayerischen Verfassung in der Verfassungsgebenden Landesversammlung Bayern am 13. September 1946 mit den Worten: “ […] der Nationalsozialismus hat diese machthungrigen Kapitalisten in keiner Weise enttäuscht. Sie konnten Millionen und Milliarden als Profit in ihre Taschen stecken. (…..) Es wäre ein Verbrechen, heute und für die spätere Zukunft dem Privatkapitalismus allein das Wort zu reden. […] Da die Verfassung eine Synthese zwischen Gemeinwirtschaft und Privatwirtschaft darstellt, so sind in dieser Verfassung genügend Artikel enthalten, welche diesen Umstand zum Ausdruck bringen.“
Knapp 80 Jahre später droht der Lehramtsanwärterin Lisa Poettinger ein Ausbildungsverbot, weil sie u.a. den Begriff „Profitmaximierung“ verwendet und auch ihren Protest gegen die Umweltzerstörung kapitalismuskritisch versteht.
Die Zeit des Kalten Krieges mit Ausgrenzungen und Berufsverboten sollten auch in Bayern endgültig vorbei sein. Demokratie braucht gerade heute kritische und engagierte Menschen, sonst hat sie keinen Bestand. Dies gilt in besonderem Maße auch für Lehrerinnen und Lehrer.
Der Landesverbands Bayern der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten fordert vom Kultusministerium und vom Freistaat Bayern die Rücknahme des bisherigen Ausbildungsverbots und die Einstellung in den Vorbereitungsdienst für das Lehramt an Gymnasien zum nächstmöglichen Termin.
Der Landesvorstand der VVN-BdA e.V. Bayern
München, 24.9.2025