„Gericht beweist mit Akkreditierungsverfahren Unsensibilität und verkennt die Bedeutung des NSU-Prozess“

2. April 2013

Das Bündnis gegen Naziterror kritisiert in einer Pressemitteilng den Umgang des Oberlandesgerichts mit türkischen, griechischen und anderen internationalen Medien zum NSU-Prozess und sieht die kritische Berichterstattung gefährdet.

Das Bündnis schreibt:

„Das skandalöse Verhalten des Oberlandesgerichts (OLG) München, an dem ab Mitte April der Prozess gegen mutmaßliche Mitglieder des ‚Nationalsozialistischen Widerstands’ (NSU) verhandelt wird, findet kein Ende. Nachdem bereits Botschafter und Menschenrechtsbeauftragter der Türkei Anfang März keinen festen Sitzplatz im Gerichtssaal zum NSU-Prozess zugesagt bekommen hatten, wurden heute gemäß einer Mitteilung des OLG zum Akkreditierungsverfahren um feste Plätze für Journalist_innen fast alle internationalen Pressevertretungen, unter ihnen auch alle türkischen und griechischen Medien, vom Prozess ausgeschlossen. Dabei ignoriert das Gericht erneut das besondere Interesse dieser Medien an der Aufklärung der rassistischen Morde. Dementsprechend groß ist jetzt die Empörung. So titelt die große türkische und auch in Deutschland viel gelesene Tageszeitung ‚Hürriyet’ am heutigen Dienstag in deutscher Sprache: „Türkische Presse nicht erwünscht“. „Die Platzvergabe zeugt von einer ungeheuren Unsensibilität des Gerichts. Offenbar werden die politischen, gesellschaftlichen und auch internationalen Dimensionen des Prozesses vollkommen ignoriert. Dabei wäre gerade von der türkischen und griechischen Presse eine kritische Berichterstattung zu erwarten, die auch besonders sensibilisiert für rassistische Strukturen innerhalb der Ermittlungen sein könnte“, kommentiert Bernd Kaminski, Pressesprecher des ‚Bündnis gegen Naziterror und Rassismus‘.

In dem Vergabeverfahren erhielten die Medien feste Plätze, die sich am schnellsten angemeldet hatten. Während die international renommierte Presse, beispielsweise New York Times und al-Dschasira, nun von einer direkten Berichterstattung ausgeschlossen wurde, fielen die ohnehin wenigen Plätze Medien wie der Agentur Mandoga Media, zu deren Kunden vor allem Illustrierte gehören, oder dem Münchner Unterhaltungsradio Radio Arabella zu. Auch der unabhängigen Beobachtungsstelle NSU-Watch e.V. wird die Möglichkeit einer unabhängigen Prozessbeobachtung verwehrt.

„Das Gericht gefährdet mit dem willkürlichen Verfahren eine kritische Berichterstattung. Statt ausländische und kritische, unabhängige Pressevertreter_innen zuzulassen, ist so mit einer Berichterstattung aus einer Perspektive der deutschen Mehrheitsgesellschaft zu rechnen. Gerade vor dem Hintergrund, dass die Ermittlungen um die Morde des NSU geprägt von institutionellem und strukturellen Rassismus waren, ist das empörend“, so Kaminski. „Auch für weitere Zuhörer_innen sind nur 50 Plätze reserviert. Damit ist zu befürchten, dass das Gericht ähnlich unsensibel mit den Angehörigen der Opfer umgeht. Nach dem jahrelangen schikanösen und rassistischen Umgang der Behörden mit den Opferfamilien, wäre das skandalös.“

Vor dem NSU-Prozess

2. April 2013

Der Aufruf zur antifaschistischen Demonstration zum Beginn des NSU-Prozess am 13. April in München wird u. a. von den VVN-BdA-Kreisvereinigungen Augsburg, Bamberg, Landshut und Regensburg unterstützt.Die VVN-BdA in Augsburg und München hat jeweils eigene Aufrufe verfasst.

Mehrere bayerische Kreisvereinigungen der VVN-BdA unterstützen den Bündnis-Aufruf „Greift ein gegen Naziterror, staatlichen und alltäglichen Rassismus – Verfassungsschutz abschaffen!“ zur antifaschistischen Demonstration am 13. 4. in München.

Den Aufruf können Sie hier lesen:http://nsuprozess.blogsport.de/aufrufe/buendnis-aufruf/

„Warum wir am 13. April auf die Straße gehen“ betitelt die Münchner Kreisvereinigung der VVN-BdA ihr Flugblatt zur Demonstration:

„Dreizehn Jahre durften die Opfer der Anschläge nicht Opfer sein, wurden sie verdächtigt, sie selbst oder ihre getöteten Angehörigen seien Teil eines kriminellen „Ausländermilieus“, in dem Streitigkeiten eben mittels Mord und Totschlag ausge-tragen würden. Ohne eigene Aufklärungsmöglichkeiten konnten auch wir als Verfolgtenorganisation uns das Ausmaß des Sumpfes nicht vorstellen, das seither zutage getreten ist. Mittlerweile besteht der dringende Verdacht einer umfangreichen Kumpanei zwischen Neonazis und Angehörigen verschiedener Verfassungsschutzämter und Strafverfolgungsbehörden.“

Die Münchner VVN-BdA begrüßt, dass eine Diskussion über die Zukunft des Verfassungsschutzes in Gang gekommen ist:

„Die Vorschläge sind vielfältig; sie reichen von Reformierung über Ersetzung der Verfassungsschutzämter durch wissenschaftliche Informationsstellen, die demokratisch kontrolliert werden, bis zur völligen Abschaffung des Verfassungsschutzes. Diese Debatte ist nicht abgeschlossen.

Einigkeit besteht darin, dass intensiv nach Wegen gesucht werden muss, wie die Menschen, die am meisten von den Nazis bedroht werden, wirksam geschützt werden können. Ein Geheimdienst mit so genannten V-Leuten, die in Wirklichkeit Naziaktivisten sind, und mit Mitarbeitern, die im Verdacht der Kumpanei mit ihren V-Leuten aus der rechten Szene stehen, ist hierfür sicher nicht das geeignete Instrument.“

Forderungen der VVN-BdA München sind daher:

„wirksame Maßnahmen zum Schutz vor Nazi-Übergriffen

schonungslose Aufklärung der Hintergründe des braunen Terrors

die Beendigung des V-Mann-Unwesens

die Beendigung der Bespitzelung und Diskriminierung antifaschistischer Gruppen durch Verfassungsschutz und Innenministerium

die Auflösung des Verfassungsschutzes in seiner jetzigen Form“

Der Augsburger Aufruf steht unter dem Motto: „GEGEN NAZITERROR, STAATLICHEN UND ALLTÄGLICHEN RASSISMUS – Solidarität mit den Opfern und ihren Angehörigen – Verfassungsschutz und Nazi-V-Leute abschaffen – NPD und neofaschistische Organisationen verbieten“, will Solidarität mit den Opfern ausdrücken und fordert zugleich „eine vollständige Aufklärung der rassistischen Neonazi-Mordserie und der Verstrickung der deutschen Geheimdienste und Polizeibehörden.“

Die VVN-BdA Augsburg wendet sich in ihrem Aufruf „gegen die unfassbare Banalisierung der Gefährlichkeit der rechten Szene bis hin zur aktiven Aufrechterhaltung der gewaltbereiten neonazistischen Strukturen durch staatlich finanzierte V-Leute“, protestiert „gegen die rassistische Stigmatisierung von MigrantInnen“ und fordert die „Aufdeckung der lokalen Unterstützernetzwerke der NSU-Mörder und das Ende der Bescheidenheit im Kampf gegen die regionale, hochaktive Neonazi-Szene.“

Treffpunkt zur gemeinsamen Fahrt zur Demonstrations-Teilnahme in Augsburg ist am 13.4.2013, 11:45 Uhr am Bahnhof Augsburg, Abfahrt des Zuges 12:06 Uhr.

Auch die VVN-BdA Freising fährt gemeinsam zur Demonstration: S 1 um 11.54 Uhr, Treffpunkt am Freisinger Bahnhof.

Zugtreffs für zahlreiche bayerische Städte sowie Bus-Angebote für Nürnberg und Regensburg finden Sie hier: http://nsuprozess.blogsport.de/anreise/

Hier die Texte der VVN-BdA München und Augsburg zum Download:

Flugblatt VVN-BdA Augsburg (97 KB)

Flugblatt VVN-BdA München (84 KB)

NSU-Prozess beginnt:

21. März 2013

Am 17. April 2013 beginnt in München der Prozess gegen die Neonazi-Terroristen des NSU.Zum Prozessauftakt findet am 13. April eine von zahlreichen Organisationen getragene Demonstration statt.Die VVN-BdA Bayern ruft zur Teilnahme an dieser Demonstration auf.Solidarität mit den Opfern!Setzen wir gemeinsam ein Zeichen gegen Rassismus und Neofaschismus!

Die Auftaktkundgebung beginnt am Samstag, 13.04.2013 um 13.00 Uhr am Karlsplatz (Stachus.)

Informationen zur Demonstration uns zum NSU-Prozess erhalten Sie hier: http://nsuprozess.blogsport.de/

VVN-BdA Nürnberg informiert

17. März 2013

Der neue Rundbrief der VVN-BdA Nürnberg ist erschienen.

Darin informiert die Kreisvereinigung über aktuelle Themen. Der Artikel „Deutsche Faschisten in Griechenland“ thematisiert die Kontakte des „Freien Netz Süd“ zur griechischen ultrarechten Partei „Chrysi Avgi“.

Hier der Rundbrief zum Herunterladen:

20130318_1_rundbrief_01-13.pdf (545 KB)

Eine Schule darf nicht länger nach einem willfährigen Täter des NS-Systems benannt sein

8. März 2013

Der VVN-BdA Landesverband Bayern fordert seit Jahrzehnten die Umbenennung des Wernher-von-Braun-Gymnasiums Friedberg und unterstützt mit seinen Kreisverbänden alle diesbezüglichen zivilgesellschaftlichen Forderungen und jede parlamentarische Initiative im Bayerischen Landtag zur umgehenden Umbenennung der Schule.

Wernher von Braun ist nach Forschungsergebnissen international anerkannter WissenschaftlerInnen eindeutig in die Reihe der Täter des menschenverachtenden faschistischen NS-Regimes einzuordnen.

Als führender Funktionsträger war er maßgebend für die gnadenlose Aufrechterhaltung des Systems einer verbrecherischen Machtelite tätig und er ist mitverantwortlich für den grausamen Tod von ca. 20 000 Menschen, die im Konzentrationslager Mittelbau/Dora und als Zwangsarbeiter bei der deutschen Rüstungsproduktion in unterirdischen Stollenanlagen ihr Leben verloren.

Seine persönliche Auswahl der Zwangsarbeiter, seine Kenntnis von deren unmenschlichen Arbeits-, Unterbringungs- und Versorgungsbedingungen sowie sein Wissen um die Vielzahl der To-desfälle in der Zeit der Tyrannei sind unzweifelhaft belegt.

Wernher von Braun kann keinesfalls ein Vorbild für Schülerinnen und Schüler sein.

Es wird höchste Zeit, sich der Verantwortung zu stellen und die skandalöse Benennung des Friedberger Gymnasiums umgehend zu beenden.

„Verfassungsschutz in seiner jetzigen Form abschaffen“

geschrieben von Dr. Guido Hoyer

2. Februar 2013

„Fünf NSU-Morde in Bayern – und alles bleibt wie es ist?“ fragten die Nordbayerischen Bündnisse in ihrer Einladung zur Tagung am 2. Februar 2013 in Nürnberg, der ca. 300 Interessierte gefolgt waren. Günter Pierdzig, Koordinator der Nordbayerischen Bündnisse und Mitglied des Landesvorstands der VVN-BdA Bayern stellte eingangs fest, der „NSU-Skandal“ sei ein „Geheimdienst-Skandal“ und zwar der größte in der Geschichte der Bundesrepublik.

Die Referenten und Teilnehmer der Veranstaltung verlangten, aus dem Versagen der Inlandsgeheimdienste („Verfassungsschutz“) bei der Verhinderung der NSU-Verbrechen und deren Aufklärung Konsequenzen zu ziehen. In einer Resolution forderten die Tagungs-Teilnehmer: „Auflösung des Verfassungsschutzes in seiner jetzigen Form.“ Auch vom Podium wurde diese Position vertreten, so von Helga Schmitt-Bussinger (SPD, MdL Bayern), die die Stärkung zivilgesellschaftlicher Bündnisse verlangte, denn „das sind die eigentlichen Verfassungsschützer.“ Martina Renner (MdL DIE LINKE Thüringen) verwies auf den Gesetzentwurf ihrer Fraktion, das Landesamt für Verfassungsschutz durch ein „Demokratiezentrum“, das nicht geheimdienstlich arbeiten, sondern über neonazistische Gefahren aufklären und mit antifaschistischen Initiativen zusammenarbeiten soll, zu ersetzen.

Das erste Podium des Tages widmete sich der Opferperspektive. Die Rechtsanwälte Edith Lunnebach und Yavuz Narin vertreten Opfer der NSU bzw. deren Angehörige im bevorstehenden Prozess gegen Beate Tschäpe und weitere NSU-Terroristen. „Meine Mandanten durften nicht Opfer sein“, so Narin, der die Ermittlungspraxis, die beharrlich davon ausging, die Opfer seien in „Ausländerkriminalität“ verstrickt, kritisierte. Opfer seien zu Tätern gestempelt worden. Robert Andreasch, A.I.D.A., analysierte Mängel der Anklageschrift. Beispielsweise werde die ermordete Polizistin Kiesewetter als „Zufallsopfer“ bezeichnet, obwohl die Täter zum Mord extra von Sachsen nach Baden-Württemberg angereist seien.

Das zweite Podium versuchte dann in drei Teilen eine kritische Zwischenbilanz der Arbeit des bayerischen Untersuchungsausschusses. Zunächst hatten die Ausschussmitglieder Schmitt-Bussinger und Susanna Tausendfreund, (MdL, Grüne) das Wort. Sie beklagten, dass die Aufklärungsarbeit durch zahlreiche geschwärzte Akten, Zeugen mit beschränkter Aussagegenehmigung und „Erinnerungslücken“ führender Behördenmitarbeiter massiv erschwert würden. „Da tun sich Abgründe auf“, kommentierte die Grünen-Abgeordnete auch die Tätigkeit von V-Leuten in der Neonaziszene. Sie verwies darauf, dass es ein V-Mann war, der das „Thule-Netz“ aufbaute, Heß-Gedenkmärsche anmeldete – und auf der Telefonliste des NSU-Mörders Mundlos stand. Die NSU sei „von mindestens zehn V-Leuten umzingelt“ gewesen.

Im zweiten Teil des Podiums spiegelte dann Birgit Mair, Beobachterin der Nordbayerischen Bündnisse beim bayerischen Untersuchungsausschuss, die Ausschussarbeit aus Sicht der kritischen Öffentlichkeit. Sie musste von „völliger Ahnungslosigkeit“ führender Verfassungsschutzmitarbeiter in Bezug auf neonazistische Strategie berichten. Nicht einmal das Terror-Konzept des „führerlosen Widerstands („Combat 18“) sei dort bekannt gewesen.

Es folgte der Vergleich mit den Untersuchungssausschüssen im Bundestag, Thüringen und Sachsen, die durch Dr. Gerd Miegel (Mitarbeiter der Bundestagsfraktion DIE LINKE), Martina Renner und Kerstin Köditz (MdL DIE LINKE Sachsen) vertreten waren. Neben einigen Unterschieden zu Bayern, so dem weniger restriktiven Umgang mit Akteneinsicht, überwogen die Gemeinsamkeiten. Auch hier ein unentwirrbares Geflecht von V-Leuten und NSU. Martina Renner fragte: „Wieviel Staat steckt im NSU?“.

Die Schlussresolution der Tagung forderte neben der Auflösung des Verfassungsschutzes in der jetzigen Form die „sofortige Beendigung der staatlichen Unterstützung der neonazistischen Szene durch das V-Mann-Wesen“ die „sofortige Beendigung der Kriminalisierung, Bespitzelung und Diffamierung der antifaschistischen Initiativen“ sowie die Öffnung der Behördenarchive zur Aufdeckung des „staatlichen NSU-Skandals.“

Rundbrief der VVN-BdA Nürnberg informiert

20. Dezember 2012

Schwerpunkt des aktuellen Rundbriefs der VVN-BdA, Kreisvereinigung Nürnberg, ist der 80. Jahrestag der Beginn der Nazidiktatur mit Veranstaltungshinweisen zu Informationsveranstaltungen und Gedenkfeiern in Nürnberg.Weitere Themen: NPD-Verbotsantrag durch die Bundesländer und „NSU-Morde: Aufklärung nur scheibchenweise“.

Hier der Rundbrief zum Download:

20121221_1_rundbrief_07-12.pdf (311 KB)

Erfolg für a.i.d.a. vor Gericht

18. Oktober 2012

Die „Antifaschistische Informations- Dokumentations- und Archivstelle München” (a.i.d.a. e.V.) ist nicht „linksextremistisch.“ Die entsprechenden Passagen in den bayerischen Verfassungsschutzberichten 2009 bis 2011 müssen geschwärzt werden. In künftigen Verfassungsschutzberichten wird a.i.d.a. nicht mehr genannt werden.

Dazu verpflichtete sich das bayerische Innenministerium in einem Vergleich mit a.i.d.a. vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof. Der Verein a.i.d.a, der bereits in einem früheren Verfahren die Herausnahme aus dem Verfassungsschutzbericht 2008 erreicht hatte, hatte gegen die erneute Nennung in Verfassungsschutzberichten geklagt.

Angelika Lex, Rechtsanwältin von a.i.d.a., kommentierte: “Die Vereinbarung ist ein großer Erfolg. Sie ist ein Eingeständnis, dass die Aufnahme von a.i.d.a. in die Verfassungsschutzberichte nicht rechtlichen Gründen geschuldet war, sondern lediglich politische Motive zugrunde lagen. Insbesondere die im Vergleich enthaltene Feststellung, dass einer Gemeinnützigkeit des Vereins keine Gründe entgegenstehen, bedeutet, dass keine Zweifel an der Verfassungstreue des Vereins bestehen.“

Vereinsvorsitzender Marcus Buschmüller zeigte sich erleichtert, dass man die Kapazitäten des Vereins „statt in jahrelange Rechtsstreite nun in die Recherche über extrem rechte Gruppen … z. B. das bayerische Netzwerk des NSU“ investieren könne.

Erfreut über die Gerichtsentscheidung sind SPD und Grüne im bayerischen Landtag.

Susanna Tausendfreund, MdL, innenpolitische Sprecherin der Landtags-Grünen freut sich, dass a.i.d.a endlich rehabilitiert ist. Denn von .a.id.a. „können Verfassungsschutz und Innenministerium noch einiges lernen im Kampf gegen Neonazis.“ Nun könne a.i.d.a. „das tun, was das Innenministerium unter Minister Herrmann nicht schafft: „Wachsam und kritisch mit Informationen gegen Neonazis und Rechtsextremismus zu arbeiten.““

Die Grünen fordern nun von der Staatsregierung, einen Vertreter von a.i.d.a als Sachverständigen in den NSU-Untersuchungsausschuss zu entsenden.

Auch der SPD-Landtagsabgeordnete Florian Ritter, Sprecher der SPD-Landtagsfraktion zur Bekämpfung des Rechtsradikalismus, begrüßt die Entscheidung: „Hiermit endet endlich eine unglaubliche Diffamierungskampagne, die das Innenministerium gegen eines der herausragendsten antifaschistischen Projekte im Freistaat geführt hat.“

Nun sei es an der Zeit, endlich die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) aus dem bayerischen Verfassungsschutzbericht zu streichen „und die Beobachtung von Überlebenden des Holocausts durch den Verfassungsschutz unverzüglich einzustellen.“

Der Rechtsstreit mit a.i.d.a habe deutlich gemacht, „dass das Vorgehen des Innenministeriums dazu dient, antifaschistisches und demokratisches Engagement zu diffamieren, in diesem Sinne ist die Entscheidung ein wichtiges Signal an die gesamte Zivilbevölkerung.“

20 Jahre nach dem Pogrom von Rostock – Tausende gegen Rassismus und Neofaschismus

29. August 2012

„Die Veranstaltungen zum Gedenken an den 20. Jahrestag das rassistischen Pogroms in Rostock-Lichtenhagen waren ein großer Erfolg, der Mut macht, weiter gegen Rassismus in Deutschland zu kämpfen.

Bereits am Vormittag des 25. August fanden sich auf dem Rostocker Neuen Markt 2.000 TeilnehmerInnen zur Kundgebung „Das Problem heißt Rassismus“ ein. Vertreter antirassistischer Initiativen wiesen darauf hin, dass das Pogrom bis heute auch für eine unglaubliche Ignoranz politischer Verantwortungsträger gegenüber den Betroffenen steht. Ein in MV lebender Flüchtling berichtete wie sehr ihn die bestehende Asylgesetzgebung daran hindert, ein normales Leben zu führen, was wiederum bereits vorhandene Vorurteile verstärkt.

Unter großem Beifall konnten Cornelia Kerth und Heinrich Fink, Bundesvorsitzende der VVN-BdA, am Rathaus mit Billigung des Oberbürgermeisters eine Gedenktafel anbringen. Damit wurde den ursprünglichen Initiatoren der Tafel, den „Söhnen und Töchtern der deportierten Juden Frankreichs“ historische Gerechtigkeit getan, die beim Versuch des Anbringens im Oktober 1992 verhaftet worden waren. Ein Grußwort ihrer Sprecherin Beate Klarsfeld wurde verlesen. Darin griff sie die aggressive und angesichts der Untätigkeit gegenüber dem rassistischen Mob umso empörendere Behandlung Seitens der Polizei scharf an.

Von Lütten-Klein aus setzte sich am Nachmittag ein starker und bunter Demonstrationszug mit etwa 6.500 TeilnehmerInnen in Bewegung. Auf zahlreichen Transparenten wurden Rassismus und Nationalismus kritisiert und „Grenzenlose Solidarität“ gefordert. Mit vielen Redebeiträgen auf Zwischenkundgebungen erreichte die Demo das Sonnenblumenhaus. So erinnerte Mouctar Bah von der „Initiative zum Gedenken an Oury Jalloh“ an den Feuertod des in Polizeigewahrsam in Dessau umgekommenen Flüchtlings.“

Zur Demonstration hatten mehr als 100 Antifa-Gruppen, Flüchtlingsräte, migrantische Gruppen, GewerkschafterInnen, Jugendgruppen, Bands, linke Gruppen, dänische Antifaschisten und einzelne Parteivertreter aufgerufen.

Am historischen Ort wurde u.a. das Stück „Asylmonologe“ aufgeführt, das sich in beeindruckender Authentizität mit der Lebenssituation von Asylbewerbern beschäftigt.

Es folgte abschließend ein Konzert unter dem Motto „Beweg dich für Bewegungsfreiheit“ mit 1.000 Zuhörenden und Tanzenden.

Am Sonntag, dem 26. August, trafen sich Flüchtlingsräte, Vertreter von Flüchtlingsinitiativen und Mitglieder der VVN-BdA zu einem World-Café und tauschten sich intensiv darüber aus, wie Solidarität praktisch werden kann.

Dass Bundespräsident Gauck am Sonntag auf einer offiziellen Veranstaltung nicht nur ausgerechnet eine „deutsche Eiche“ als Erinnerungsbaum an das rassistische Pogrom pflanzte und Kritiker im Publikum, die ihm „Heuchelei“ vorwarfen, mit Neonazis in einen Topf warf, verwundert nicht. Gauck hatte sich 1992 mit keinem Wort gegen das Pogrom geäußert.

Die VVN-BdA bedankt sich herzlich bei allen BündnispartnerInnen aus Rostock, Mecklenburg-Vorpommern und dem Bundesgebiet und natürlich bei allen ihren Mitgliedern, die den teilweise sehr weiten Weg auf sich genommen haben.

1. September – Antikriegstag

26. August 2012

„Die globale Wirtschafts- und Finanzkrise öffnet die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter. Diese Krisen sind von Menschen gemacht und erhöhen die Gefahr, dass kriegerische Auseinandersetzungen um knapper werdende Ressourcen zunehmen. So lange Menschen an Krisen und Kriegen genauso verdienen wie an der Spekulation mit Nahrungsmitteln oder an Waffengeschäften – so lange werden die Krisenursachen nicht beseitigt werden können.“So der Deutsche Gewerkschaftsbund in seinem Aufruf zum Antikriegstag 2012.

Mit dem Antikriegstag am Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen 1939 mahnen die Gewerkschaften alljährlich seit 1957 zum Frieden.

Unter den rund 160 vom Netzwerk Friedenskooperative deutschlandweit gelisteten Veranstaltungen am und um den Antikriegstag 1. September 2012 befinden sich auch zahlreiche in Bayern.

Bereits am Freitag, 31.8. diskutieren DGB, Friedensbündnis und attac in München zum Thema „Konflikte im Nahen und Mittleren Osten“, in Regensburg wird das Werben der Bundeswehr an Schulen problematisiert.

Am 1. September finden Gedenkfeiern in der Gedenkstätte STALAG VIIa Moosburg-Oberreit (Lkr. Freising) sowie in Cham statt, desweiteren eine Mahnmache mit Information und Diskussion zum Antikriegstag in Nürnberg, Ingolstadt diskutiert über die Bundeswehr an Schulen.

„Frieden schaffen ohne Waffen – ein Zukunftstraum?“ – so der Titel der ver.di-Antikriegstags-Veranstaltung am Montag, 3. September in Nürnberg.

Am Freitag, 7. September sprechen DGB und Amnesty international in Erlangen über „Keine Waffen für Greueltaten – Anmesty-Kampagne für internationale Kontrollen für Rüstungstransfers“.

Die Einzelheiten zu den genannten Veranstaltungen finden Sie unter Termine.

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