Trauerfeier für Lina Haag

18. Juli 2012

Eine zahlreiche Trauergemeinde kam am 19. Juli auf dem Münchner Waldfriedhof zusammen, um Lina Haag das letzte Geleit zu geben. Die antifaschistische Widerstandskämpferin und Zeitzeugin war am 18.Juni 2012 im Alter von 105 Jahren verstorben.

Zur Trauerfeier und Urnenbeisetzung versammelten sich um die Familienangehörigen der Verstorbenen – ihre Tochter Käthe war ihr im Tod vorausgegangen- neben Freunden und Verwandten auch zahlreiche politische Weggefährten, darunter die KZ-Überlebenden Ernst Grube und Martin Löwenberg. Siegfried Benker, Dr. Barbara Distel, Dr. Sylvester Lechner und Rosi Mittermaier-Mühldorfer würdigten in Reden die Verdienste von Lina Haag.

Stadtrat Siegfried Benker (Grüne), der in Vertretung von Oberbürgermeister Christian Ude erschienen war, dankte der Verstorbenen im Namen der Landeshauptstadt München für ihr Wirken in der Erinnerungsarbeit und im Kampf gegen neue faschistische Tendenzen.

Dr. Barbara Distel, von 1975 bis 2008 Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau, die Lina Haag seit „fast einem halben Jahrhundert“ gekannt und ein Nachwort zur 2004 erschienenen Neuauflage von Haags Buch „Eine Handvoll Staub“ verfasst hatte, erinnerte u. a. an deren unermüdliches Engagement in der schwierigen Anfangsphase der Internationalen Jugendbegegnungsstätte Dachau.

Dr. Silvester Lechner, Stiftungsratsmitglied der Stiftung „Erinnerung Ulm“, deren Ehren-Stiftungsratsmitglied Lina Haag war, hob den Beitrag des Buches „Eine Handvoll Staub“ zur Erinnerung an den Naziterror im KZ „Oberer Kuhberg“ Ulm, in dem Haags Ehemann Alfred Haag gequält wurde, hervor. Lina Haag habe, so Lechner, historische Ereignisse in Gefühle und damit Verstehen übersetzt und die junge Generation überzeugen können.

Für die VVN-BdA, der die Verstorbene bis zu ihrem Tod angehört hatte, sprach Rosi Mittermaier-Mühldorfer Worte der Erinnerung und des Dankes an eine Frau, die bis ins Alter als Zeitzeugin engagiert war und beispielsweise noch als Hundertjährige Fragen jugendlicher Antifaschisten brieflich beantwortet hatte.

Lina Haag ist von uns gegangen. Es bleibt die Erinnerung an eine mutige Frau, die Oskar Maria Graf mit den Worten charakterisierte: „…fühlend, beobachtend, urteilend und kämpfend für eine bessere Zeit.“