Pressemitteilung der VVN-BdA Bayern zum Antrag der Landtags-Grünen „VVN muss gemeinnützig bleiben“

11. Dezember 2019

Mit großer Freude haben wir vom Antrag „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes muss gemeinnützig bleiben“ der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen erfahren. In einem Dringlichkeitsantrag sprechen sich die Abgeordneten für die sofortige Beendigung der Diffamierung der VVN-BdA durch den bayrischen Verfassungsschutz aus, eine Forderung, der wir uns an dieser Stelle nur anschließen können.

Jahr für Jahr präsentiert das Innenministerium des Freistaats Bayern der Öffentlichkeit einen gedruckten Verfassungsschutzbericht für das Vorjahr und stets findet via Copy and Paste die immer (wort-)gleiche Behauptung Eingang, wir seien „linksextremistisch beeinflusst“. Begründet werden muss diese Anschuldigung offensichtlich nicht oder zumindest nicht mit Ereignissen, die im Zusammenhang mit dem Wirken unseres Landesverbandes stehen.

Unsere Erwähnung im bayrischen Verfassungsschutzbericht bringt alljährlich mehr über die Verfassungstreue seiner Urheber zum Ausdruck als über jene unserer Mitglieder. Trotz der öffentlich gewordenen Verstrickungen des „Verfassungsschutzes“ in das mörderische neonazistische Netzwerk des NSU und der militanten Neonaziszene entzieht sich der Inlandsgeheimdienst nach wie vor weitgehend der parlamentarischen und bürgerrechtlichen Kontrolle. Ein wirksamer Schutz der Demokratie gegen die Bedrohungen von Rechts ist nicht durch die Stärkung von Geheimdiensten zu haben, sondern nur durch eine wachsame antifaschistische Zivilgesellschaft. Mit deren Bekämpfung muss Schluss sein.

Das Label „linksextremistisch beeinflusst“ ist ein Stigma und als solches soll es wirken. Somit wird es uns erschwert, uns in der Öffentlichkeit zu äußern und gehört zu werden. Zusätzlich werden wir als Antifaschistinnen und Antifaschisten in unserer Tätigkeit beschränkt und behindert, weil uns durch den Entzug der Gemeinnützigkeit finanzielle Mittel entzogen werden. Das alles ereignet sich in Zeiten, in denen die Namen unserer Mitglieder auf Todeslisten geführt werden, sich der braune Terror in Deutschland wieder ausbreitet und Neofaschisten ganz offiziell Steuergelder über die Parteienfinanzierung erhalten. In diesen Zeiten müssen alle Demokratinnen und Demokraten Antifaschisten sein. Wer jetzt nicht schreit, stimmt zu. Und doch versuchen der bayerische Verfassungsschutz, das Finanzamt München und neuerdings auch jenes in Berlin eine der lauteren Stimmen zum Schweigen zu bringen.

Wir begrüßen den Dringlichkeitsantrag von Bündnis 90/Die Grünen als konkreten Versuch, den jahrelangen bayrischen Sonderweg zu beenden. Der Antrag „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes muss gemeinnützig bleiben“ ist uns über seine konkrete Wirkung hinaus ein Zeichen der Solidarität in bedrohlichen Zeiten. Die Diskriminierung der VVN-BdA muss beendet werden, damit wir uns gemeinsam auf eine wichtigere Aufgabe konzentrieren können. Mit lauter Stimme und aller Kraft: Nie mehr Faschismus! Nie wieder Krieg!

Petition „Die VVN-BdA muss gemeinnützig bleiben!“

26. November 2019

Liebe Antifaschistinnen und Antifaschisten,

Einige von Euch haben es bereits mitbekommen, den Anderen sei es ans Herz gelegt: Es gibt jetzt eine Online-Petition, die sich für den Erhalt der Gemeinnützigkeit unserer Bundesorganisation einsetzt.

Die Petition „Die VVN-BdA muss gemeinnützig bleiben!“ hat bereits einen erfolgreichen Start hingelegt. Nun kommt es darauf an, das Momentum zu nutzen. Bitte teilt die Petition auf allen sozialen Medien und sprecht darüber!
Mit der Erinnerung an die Verbrechen und Opfer des Nationalsozialismus erfüllt die VVN-BdA eine wichtige Funktion in unserer Gesellschaft. Sie stellt sich damit dem Wiedererstarken des Faschismus entgegen. Die Aberkennung der Gemeinnützigkeit ist ein Schlag ins Gesicht für alle, die sich in der antifaschistischen Arbeit engagieren. Diese Entscheidung muss dringend revidiert werden!

www.openpetition.de/petition/online/die-vvn-bda-muss-gemeinnuetzig-bleiben-deutschland

Mit solidarischen Grüßen

Eure Landessprecher

Pressespiegel zum Entzug der Gemeinnützigkeit des VVN-BdA

24. November 2019

Antifaschismus muss gemeinnützig bleiben! Schwerer Angriff auf die VVN-BdA

22. November 2019

Antifaschismus muss gemeinnützig bleiben! Schwerer Angriff auf die VVN-BdA

Geschrieben von Cornelia Kerth, Dr. Axel Holz

22. November 2019

Am 4. November hat das Finanzamt für Körperschaften I des Landes Berlin der Bundesvereinigung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) e.V. die Gemeinnützigkeit entzogen. Damit verbunden sind vorerst Steuernachforderungen in fünfstelliger Höhe, die noch in diesem Jahr fällig werden. Weitere erhebliche Nachforderungen sind zu erwarten und auch zukünftig drohen wesentlich höhere steuerliche Belastungen. Damit ist die VVN-BdA in ihrer Existenz bedroht.

Das Finanzamt Berlin handelt damit anders, als das Finanzamt Oberhausen-Süd, das der Landesvereinigung NRW die Gemeinnützigkeit am 22. Oktober gewährt hat. In beiden Fällen war derselbe Vorwurf erhoben worden. Er besteht darin, dass die Landesvereinigung Bayern der VVN-BdA im bayrischen Verfassungsschutzbericht wiederholt als linksextremistisch beeinflusst dargestellt wird. Während das Finanzamt Oberhausen-Süd der Widerrede der VVN-BdA im Anhörungsverfahren entsprach, beharrt das Berliner darauf, dass „der volle Beweis des Gegenteils, als Widerlegung der Vermutung als extremistische Organisation“ nicht erbracht worden sei.

Das bedeutet, dass die Bewertung durch eine nachgeordnete bayrische Landesbehörde, die laut bayrischem Gerichtshof keine Tatsachenbehauptung darstellt, demnach über das Schicksal einer bundesweit arbeitenden zivilgesellschaftlichen Organisation entscheiden dürfen soll.

Von Überlebenden der Konzentrationslager und Gefängnisse 1947 gegründet, ist die VVN-BdA seitdem die größte, älteste, überparteiliche und überkonfessionelle Organisation von Antifaschistinnen und Antifaschisten Deutschlands. Sie vertritt die Interessen von Verfolgten und Widerstandskämpfern, sowie deren Nachkommen, tritt für Frieden und Völkerverständigung ein und hat gegen große gesellschaftliche Widerstände wesentlich dafür gesorgt, dass die Verbrechen des Nazi-Regimes nicht in Vergessenheit geraten sind, u.a. durch den Einsatz für die Errichtung von Gedenkstätten und Erinnerungsorten und vielfache Zeitzeugenarbeit. Sie informiert über aktuelle neofaschistische Umtriebe und organisiert den Widerstand in breiten Bündnissen.

Wir sind entsetzt und empört darüber, dass sich das Berliner Finanzamt die haltlosen Unterstellungen der bayrischen Behörde ungeprüft zu eigen macht. Damit behindert es genau das zivilgesellschaftliche Engagement, das von Regierung und Parteien angesichts schrecklicher rechtsterroristischer Verbrechen allenthalben eingefordert wird.

Wir fordern die Anerkennung der Gemeinnützigkeit für unsere Organisation!

Esther Bejarano und die Microphone Mafia

18. November 2019

Esther Bejarano, 94 Jahre alt, hat das Vernichtungslager Auschwitz überlebt und ist seit vielen Jahrzehnten unterwegs, um die Menschen vor dem neu erstarkenden Neofaschismus zu warnen. Sie ist Ehrenvorsitzende des VVN-BdA und tritt seit 10 Jahren mit der Kölner Rapgruppe Microphone Mafia auf. Was als einmaliges Musikprojekt geplant war, ist inzwischen eine eng familiäre Gruppe, die viele Menschen mit der Mischung aus Rap und Gesang, Liedern in verschiedenen Sprachen und guter Laune unterhält. Immer unter der Mahnung „NIE WIEDER KRIEG!“

Am Sonntag, den 17. November war Esther Bejarano mit der Microphone Mafia in Freising im Lindenkeller zu Gast. Das Konzert wurde vom VVN-BdA Freising in Zusammenarbeit mit der Stadt Freising organisiert, der Lindenkeller war ein willkommener Gastgeber.

Die erste dreiviertel Stunde las Esther aus ihren Erinnerungen über die Zeit in Auschwitz und Ravensbrück. Im mit über 300 Zuschauer*innen völlig ausverkauften Saal herrschte absolute Stille. Im Anschluss an ihre Lesung begann das Konzert. Moderiert wurde es hauptsächlich von Kutlu „Little Asia“ Yurtseven, den, so seine eigene Aussage, Esther Bejarano inzwischen „eingeenkelt“ hat. Sie sangen Lieder auf deutsch, jiddisch und in anderen Sprachen. Die Zuschauer waren begeistert, dass Esther in ihrem Alter noch so vital auf der Bühne stand und sogar tanzte. Das Konzert war mitreißend und es gab sehr viel Beifall. Danach signierte Esther noch einige Bücher.

Am Montag danach fand im Rathaus Freising eine weitere Lesung von Esther Bejarano vor über 70 Freisinger Schüler*innen statt. Sie las wieder aus ihren Erinnerungen und anschließend konnten die Schüler*innen noch Fragen stellen. Zum Schluss sprach Freisings Oberbürgmeister Tobias Eschenbacher noch einige Worte und Esther Bejarano trug sich in das Goldene Buch der Stadt ein. Ihr Worte waren:

„Es hat mich gefreut hier sein zu dürfen. Ich wünsche Freising alles Gute für eine friedliche Zukunft. Esther Bejarano. Freising, den 18.11.2019“

Antifa-Kongress in München

8. November 2019

Vom 8. bis zum 10. November gibt es im Münchner DGB-Haus sowie im Kafe Marat bei Vorträgen, Workshops, Diskussionen und Parties Gelegenheit zu Austausch, Debatte und Vernetzung. Wir werden dort mit unserer Anti-AfD Ausstellung und einem Büchertisch vertreten sein. Allen Freundinnen und Freunden der VVN sei besonders die Veranstaltung „Die Generation danach“ mit den Kameradinnen Luise Gutmann und Anette Müssener ans Herz gelegt (Samstag, 13Uhr, DGB-Haus). Außerdem wird VVN-BdA Bundessprecherin Cornelia Kerth ab 17Uhr bei einer Podiumsdiskussion im großen Saal des DGB-Hauses zu hören sein („Rechte Großmobilisierungen in Ost- und Mitteleuropa“). Für Sonntag Mittag wird unter dem Motto „Erinnern heißt Kämpfen“ die gemeinsame Anreise zur Gedenkstätte Dachau organisiert.

Das ganze Programm findet Ihr hier: http://antifakongress.blogsport.eu/

Erklärung der VVN-BdA zu den Anschlägen in Halle/ Saale

10. Oktober 2019

Rassismus tötet!

Erklärung der VVN-BdA zu den Anschlägen in Halle/ Saale

Nach den bislang vorliegenden Informationen haben am Mittwoch mehrere Männer in Halle/Saale rassistisch motivierte Anschläge verübt. Begonnen hatten der bzw. die Täter an der Synagoge in der Hallenser Innenstadt, deren Tür jedoch dem mit einer Maschinenpistole vorgetragenen Angriff standhielt. Am jüdischen Friedhof wurde die erste Person getötet. Anschließend schossen der bzw. die Täter an einer Döner-Imbiss-Bude auf eine weitere Person. Zwei weitere Personen wurden mit Schussverletzungen in die Universitätsklinik eingeliefert. Ein Verdächtiger – laut Medien der 27jährige Neonazi Stefan Balliert – wurde festgenommen. Die Bundesanwaltschaft geht von einem extrem rechten Tatmotiv aus. Der Täter habe ein Video von seinem Überfall gedreht. Das erinnere an das Vorgehen des rassistischen Mörders vom neuseeländischen Christchurch.

Seit längerer Zeit müssen wir beobachten, dass die neofaschistische Szene sich zunehmend bewaffnet und gewaltbereitet agiert. Der Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke war dafür ein deutliches Zeichen. Nun scheinen erneut Neonazis ihre Gewaltbereitschaft unter Beweis gestellt zu haben. Wenn die Bundesanwaltschaft ein solches Verbrechen nun unter „Amokgefahr“ kategorisiert, verharmlost sie die von extremen Rechten ausgehenden Gefahren. Auch der Hinweis auf einen „Einzeltäter“ soll von dieser Gefahr ablenken. Es war erkennbar eine geplante Aktion, die am höchsten jüdischen Feiertag sich gegen jüdische Bürger unseres Landes und im nächsten Schritt gegen alle mit „Fremden“ verbundenen Menschen richtete. Solche Morde sind geplant und bewusst vorbereitet.

Wie schon bei dem Angeklagten Stefan Ernst im Fall Lübcke scheinen auch hier die Sicherheitsorgane dieser gewaltbereiten neofaschistischen Szene viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt zu haben. Ob der Anschlag dadurch hätte verhindert werden können, steht nicht zur Debatte. Die Freigiebigkeit der Behörden bei der Ausgabe von Waffenbesitzkarten für extreme Rechte muss auch in diesem Falle untersucht werden.

Die VVN-BdA erklärt ihr tiefes Mitgefühl gegenüber allen Opfern der Anschläge und ihren Familienangehörigen. Für uns ist eine zentrale Konsequenz: Keine Toleranz für Nazis! Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen! Rassismus und Antisemitismus töten – dies zeigen die Vorgänge in Halle/S. in aller Deutlichkeit.

Dr. Ulrich Schneider
Bundessprecher

Eine Antifaschistin im Schatten des Verfassungsschutzes / Zeitzeugengespräch von VVN-BdA und GEW mit der Lehrerin Silvia Gingold

9. Oktober 2019

Silvia Gingold (Foto: privat)

Ziemlich genau vor acht Jahren kam die ehemalige Lehrerin schon einmal nach Hof: zu einer Lesung aus der Autobiografie ihres 2006 verstorbenen Vaters, des berühmten Kämpfers der Resistance. Die Auftritte Peter Gingolds, der von den Nazis doppelt verfolgt wurde als Kommunist und Jude, bei den Protesten gegen die Nazi-Aufmärsche in Wunsiedel hat der Verfassungsschutz ebenso fein säuberlich gespeichert wie jede einzelne der zahlreichen Lesungen seiner Tochter im ganzen Land. In seiner Autobiografie beschreibt er, wie seine Frau Ettie und er nach ihrer Rückkehr aus Frankreich aus der gegenüber liegenden Wohnung in Frankfurt tagaus, tagein überwacht wurden.

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Der »Verfassungsschutz« in Bayern und die VVN-BdA

7. Juli 2019

Der »Verfassungsschutz« in Bayern und die VVN-BdA

Voll daneben wie jedes Jahr

Jahr für Jahr präsentiert im April das Innenministerium des Freistaats Bayern der Öffentlichkeit einen gedruckten Verfassungsschutzbericht für das Vorjahr, im aktuellen Fall also für das Jahr 2018, und stets erfährt die VVN-BdA darin mehr als seltsame »Würdigungen«. Oft quer durch Ereignisse in Landschaften und Landstrichen, die weit über das Bundesland Bayern hinausgehen.

Folgender Artikel erschien in der antifa, Ausgabe Juli/Augiust 2019
Autor: Ernst Antoni

Dominierend bleibt jedoch stets die Einordnung des Beobachtungsobjektes. Das erste »Déjà-vu« findet wie so oft schon im einleitenden Absatz statt: »Die VVN-BdA ist die bundesweit größte linksextremistisch beeinflusste Organisation im Bereich des Antifaschismus. Sie arbeitet mit offen linksextremistischen Kräften zusammen. In der VVN-BdA wird nach wie vor ein kommunistisch orientierter Antifaschismus verfolgt. Diese Form des Antifaschismus dient nicht nur dem Kampf gegen den Rechtsextremismus. Vielmehr werden alle nicht marxistischen Systeme – also auch die parlamentarische Demokratie – als potenziell faschistisch, zumindest aber als eine Vorstufe zum Faschismus betrachtet, die es zu bekämpfen gilt.«

Das ist zwar insgesamt der perfekte Irrsinn, vor allem die letzten drei Sätze mit ihren abstrusen Verkürzungen, aber nicht neu. Im folgenden Absatz kommen dann dieses Mal ein DKP-Vorsitzender vor, der einen VVN-Bundessprecher bei einem DKP-Parteitag als »Ehrengast« begrüßt, dessen Vereinigung lobt und ein »Grußwort« des VVN-Mannes, der auf »Möglichkeiten der aktionsmäßigen Zusammenarbeit« hinweist. Na bitte: Wenn das kein Beweis für die vorher getätigten Wertungen ist!

Im Vorspann der »Analyse« des Inlandsgeheimdienstes für das Bundesland Bayern steht im Bericht übrigens: »Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) Bayern, Mitglieder 700, Vorsitzende Dr. Axel Holz, Cornelia Kerth, Gründung 15.-17.03.1947, Sitz Berlin (Bundesgeschäftsstelle); Publikationen antifa«.

Alles klar? War da nicht, seit den Gründungsjahren, irgendwie mal was Föderales, mit eigenständigen Landesorganisationen, Vorständen usw.? Angeblich soll es solche Gremien ja nach wie vor geben… Aber wer will das denn schon so genau wissen? Noch dazu, nachdem dem »Verfassungsschutz« in den beiden folgenden Absätzen noch ein ganz hervorragender »Bayernbezug« gelingt:

»Die bayerische Landesvereinigung der VVN-BdA«, steht da, »hat gegen ihre Nennung im Verfassungsschutzbericht 2010 den Rechtsweg beschritten. Die Klage wurde auf die Jahre 2011, 2012 und 2013 erweitert. Das Bayerische Verwaltungsgericht München wies die Klage der VVN- BdA-Landesvereinigung Bayern im Oktober 2014 ab. Das Gericht sah ausreichende tatsächliche Anhaltspunkte, die die Annahme, dass die Landesvereinigung gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung gerichtete Bestrebungen verfolge, zuließen. Es bestehe ein maßgeblicher Einfluss von Linksextremisten.«

Und, quasi resümierend, die Ablehnung einer Berufung betreffend:

»Der Landesverband verfolge vor einem identischen historischen und ideologischen Hintergrund die gleichen politischen Ziele wie die Bundesvereinigung.«

Letzteres sei durchaus zugestanden. Die Perfidie besteht darin, all das in ein »extremismustheoretisches« Korsett zu zwängen, das der VVN-BdA noch nie gepasst hat und niemals passen wird. Je nach Bedarf wird inzwischen von Verfassungsschutzämtern auf Landes- und Bundesebenen hin- und hermanövriert, um die VVN-BdA zu diskreditieren. Gerne mit Angriffen auf die Gemeinnützigkeit der einzelnen Verbände.

Der Inlandsgeheimdienst „Verfassungsschutz“, Fremdkörper in einer offenen Gesellschaft?

5. Mai 2019

VVN – BdA Kreisvereinigung Augsburg
DEMOKRATIE + ANTIFASCHISMUS

In Kooperation mit der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft GEW Augsburg und dem Frauenbündnis gegen Rechts veranstaltete die VVN am 10. April 2019 im S-Forum der Stadtbücherei Augsburg einen Abend mit der Referentin und bekannten Antifaschistin Silvia Gingold:

Der Inlandsgeheimdienst „Verfassungsschutz“, Fremdkörper in einer offenen Gesellschaft?

Hintergrund für die Auseinandersetzung mit diesem aktuellen Thema war ein Beschluss der 36. ordentlichen Landesdelegiertenkonferenz der VVN-BdA Bayern im Oktober 2018:

Der „Verfassungsschutz“ (Bundes- und Landesämter) war und ist Bestandteil des Neonaziproblems und bedroht Demokratie und Rechtsstaat. Deswegen unterstützt die Landesvereinigung Bayern der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten e.V. Bestrebungen, die zur Auflösung des Inlandsgeheimdienstes „Verfassungsschutz“ führen.

Ausgehend von ihrer politischen Verfolgung und geheimdienstlichen Beobachtung als Tochter der jüdischen Widerstandskämpfer Ettie und Peter Gingold in der Bundesrepublik Deutschland berichtete die pensionierte Lehrerin Silvia Gingold als eine der ersten Betroffenen über die Praxis der Berufsverbote in den 70er Jahren und der über sie verhängten geheimdienstlichen Bespitzelung bis heute. Trotz der öffentlich gewordenen Verstrickungen des „Verfassungsschutzes“ in das mörderische neonazistische Netzwerk des NSU und der militanten Neonaziszene entzieht sich der Inlandsgeheimdienst nach wie vor weitgehend der parlamentarischen und bürgerrechtlichen Kontrolle und fühlt sich gedeckt und gestützt durch die derzeitige Regierung.

Bei der an Silvia Gingolds faktenreichen Bericht anschließenden Diskussion zeigte sich deutlich – besonders bei den jüngeren Anwesenden – dass detaillierte Aufklärung sowohl über Vergangenes als auch über die jüngste Geschichte aus antifaschistischer und demokratischer Sicht ganz dringend notwendig ist.

Franz Egeter

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